Zum südlichsten Punkt Australiens

Nach einer Übernachtung in der zweitgrößten Stadt Tasmaniens Launceston entschieden wir uns zu einer Wanderung im eher unbekannten Narawntapu Nationalpark.

Dort wurden wir belohnt mit einer großen Grasebene, auf der zahlreiche Kängurus herumhüpften. Der Wanderweg unserer Wahl führte uns über einen steilen Aufstieg zu einem Aussichtspunkt, bei der die Aussicht leider ringsum von Bäumen verdeckt war. Beim Abstieg hatten wir jedoch einen recht guten Blick auf die Küste.

Am nächsten Tag ging es für uns zum berühmten Cradle Mountain Nationalpark, der in jedem Reiseführer als erstes Top-Ausflugsziel in Tasmanien genannt wird. Deswegen ist man dort auch nicht alleine, sondern teilt sich den Nationalpark mit reichlich anderen Touristen. Da wir etwas spät dran waren, entschieden wir uns für eine Wanderung um den Dove Lake, welche einen Blick auf den Cradle Mountain bot. Die Begeisterung, die wir am Tag zuvor bei Narawntapu verspürt hatten, blieb bei diesem Park leider etwas aus, was allerdings auch an den vielen Menschen und am bewölkten Himmel liegen könnte. Obwohl wir eigentlich geplant hatten, dort zwei Tage zu bleiben und sogar vorher überlegt hatten, uns direkt im Nationalpark einen teuren Bungalow zu mieten, entschieden wir uns, ohne weitere Übernachtung Richtung Westküste zu fahren. Dort übernachteten wir in Zeehan bei unser bisher einzigen, jedoch ausgesprochen gastfreundlichen AirBnB-Übernachtung.

Unser Gastgeber David empfiehl uns zum Strand bei Trial Harbour zu fahren. Dieser gefiel uns wirklich gut, jedoch hätten wir ihn gern bei Sonnenschein und weniger Wind genossen, denn durch den Wind wurde permament Meerwasser in die Luft getragen und führte dazu, dass wir nach kurzer Zeit klitschnass waren.

Anschließend wollten wir einem weiteren Geheimtipp folgen und machten uns auf den Weg zum Lake Cumberland. Der Weg dorthin war schon abenteuerlich, da der Sand durch scheinbar regelmäßig herunterlaufende Wasser riesige Furchen enthielt. Wir eilten den Weg hinauf, da es langsam begann dunkel zu werden. Leider wurde es zunehmend auch noch neblig, sodass wir nicht mehr weit sehen konnten. Hinzu kam, dass wir unsere Kopflampen auch noch im Auto gelassen hatten.

Nach einiger Zeit mussten wir aufgeben und kämpften uns mit unseren Handy-Taschenlampen den Weg wieder runter, ohne am Ziel gewesen zu sein. Wir waren wirklich froh, als wir wieder im Auto saßen. Das war dann wohl unser erstes Abenteuer. David war schon kurz davor, einen Suchtrupp loszuschicken, als wir bei ihm ankamen. Nach einem Pizzaabend in gemütlicher Runde mit anderen Einwohnern des Städtchens fuhren wir zum Ablschuss zu einem Tunnel mit tausenden Glühwürmchen, bei der man sich wie unter einem Sternenhimmel vorkam.

Da sich sämtliche unserer verbleibenden geplanten Ausflüge von Hobart aus starten ließen, entschieden wir uns, den bekannten Salamanca Market in Hobart zu besuchen, welche nur Sonntags stattfindet. Ein Foto unseres glutenfreien, fluffigen und äußerst gehaltvollen Walnuss-Karotten-Schmand-Kuchenstückes ist in der Gallerie zu finden, bei dem, wie wir finden, einem schon beim Anblick das Wasser im Mund zusammenläuft.

Ein weiteres Highlight unserer Tasmanien-Tour war die insgesamt fünfstündige Wanderung zum südlichsten Punkt Tasmaniens South Cape Bay. Sie führte uns über einen Bohlenweg durch eine grasbedeckte Moorlandschaft und anschließend durch einen von Australiens typischen Küstenwäldern. Eiskalter von der Antarktis kommender Wind peitschte uns nach erfolgreichem Hinmarsch ins Gesicht, als wir aus dem Wald auf die steinige Steilküste gelangten. Hier befanden wir uns nicht ganz am südlichsten Punkt Tasmaniens und gleichzeitig Australiens, sondern hatten eine lohnende Aussicht auf den südlichsten Zipfel – dorthin führen nämlich keine Wanderwege, die das Dickicht passierbar gemacht hätten. Angesichts der unwirtlichen Witterung verweilten wir trotz des atemberaubenden Ausblickes nicht lange und traten nach ein paar obligatorischen Bildern flink den Rückweg durch das Moor an.

Nach langer Überlegung entschieden wir uns anstatt einer weiteren geplanten Wanderung für eine Besichtigung des ersten und Australiens größten ehemaligen Strafgefangenenlagers Port Arthur auf der Halbinsel Tasman Peninsula. Von 1833 bis in die 1850er Jahre war es der Ort, an den Großbritannien die Sträflinge mit den höchsten Strafen schickte. Zudem wurden aufsässige Häftlinge anderer Gefängnisse hierher entsandt. Zusätzlich zu körperlicher Bestrafung bei Verstößen wurde bei manchen Gefangenen die „stille Strafe“ praktiziert. Das bedeutete, dass zu jeder Zeit das Sprechen verboten war.

Sogar beim obligatorischen Kirchenbesuch wurden die Häftlinge in Einzelkabinen in die Kapelle geführt, in denen der Blick- und Körperkontakt mit anderen Insassen verboten war. Die Ruhe sollte den Insassen die Möglichkeit geben, über ihre Taten nachzudenken. Auf der nahe gelegenen Toteninsel wurden sowohl Insassen als auch Personal begraben, wenn sie in Port Arthur starben. Auf der Insel gibt es ganze 1646 Gräber.

Nach Port Arthur wurden auch viele Jugendliche und teilweise auch bis zu neunjährige Kinder entsandt, welche z. B. Spielzeug gestohlen hatten. Genau wie die erwachsenen Insassen mussten die Jugendlichen während ihres Aufenthalts in Port Arthur arbeiten. Sie wurden allerdings auf einem nur per Schiff erreichbaren Teil der Halbinsel untergebracht, da Kriminalität zu dieser Zeit als ansteckend galt und den Heranwachsenden eine Chance zur Besserung angedacht wurde.

Am letzten Tag in Tasmanien fuhren wir mit einer Fähre nach Bruny Island. Diese Insel besteht aus einer Nord- und Südinsel, die durch das sogenannte Neck (englisch für Hals) verbunden sind. Anschließend fuhren wir zu dem Leuchtturm auf der Südinsel und unternahmen eine Wanderung. Nach einem großen Schreck, bei dem wir dachten, dass wir unsere Bauchtasche mit Geld und allen Ausweisen verloren hatten, entdeckten wir sie schließlich kurz vor Abfahrt der letzten Fähre an der Seitentasche eines Rucksackes. Froh darüber, doch noch die Fähre und den Flug nach Melbourne am nächsten Tag nehmen zu können, verbrachten wir unsere letzte Nacht im Pickled Frog ohne weitere Aufregungen.
Über unseren zweiten Aufenthalt in Melbourne, unsere ersten Tage im Campervan und unseren Road Trip entlang der Great Ocean Road werden wir euch im nächsten Beitrag berichten.

Svenja Verfasst von:

Ich bin Svenja und komme aus dem wunderschönen Leipzig. Ich liebe lange Wanderungen, viel Zeit in der Natur zu verbringen, neue Orte zu entdecken und die besten Fotospots zu erkunden. Auf diesem Blog versuche ich euch unsere schönsten Fotos zu zeigen sowie interessante Geschichten und Eindrücke unserer Reisen zu berichten. Viel Spaß beim Lesen :)

2 Kommentare

  1. Kirsten
    30. Mai 2018
    Antworten

    Da habt ihr wieder viel erlebt und zum Glück auch die Taschenlampengeschichte zu einem guten Ende bringen können! Wir lesen eure Blogbeiträge immer sehr gerne und bewundern die schönen Fotos.

    • 1. Juni 2018
      Antworten

      Hallo Kirsten, vielen Dank! Der nächste Beitrag ist schon in Arbeit. 🙂
      Liebe Grüße, Johannes und Svenja

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