Wieder in Melbourne angekommen, holten wir direkt unseren heiß ersehnten Miet-Campervan ab. Dabei handelte es sich um einen umgebauten Toyota Bus, bei dem ein Aufsatz aufgeschweißt wurde, sodass sogar Johannes im Camper stehen konnte. Wir bekamen sogar ein besseres Modell als das, wofür wir ursprünglich bezahlt hatten: Der Camper lief mit Automatikgetriebe und besaß insgesamt sowohl vier Autositze als auch vier Schlafplätze, anstatt jeweils zwei. Besonders gut gefiel uns, dass Johannes auf dem hinteren Platz am Tisch arbeiten konnte, während ich fuhr – sozusagen sein „Arbeitsplatz“. Die Küche war mit einem Kühlschrank, zwei Gas-Kochplatten, einem Toaster, Wasserkocher und sogar einer Mikrowelle ausgestattet. Nachdem wir dem Zuständigen der Mietfirma gesagt hatten, dass wir weder die überteuerten Stühle noch einen Tisch zum Camper dazu wollten, wir noch verhindern konnten, dass er uns bei der anschließenden Autobesichtigung heimlich zwei Stühle und einen Tisch in den Camper stellte und er bei der anschließenden Abrechnung den Preis für Tisch und Stühle aufsummiert hatte, waren wir nicht mehr ganz so begeistert von der Mietfirma.
Da uns Melbourne so gut gefiel, entschieden wir uns noch ein paar Tage dort zu bleiben. Wir besuchten die Nationalgalerie, unternahmen einen Spaziergang durch die graffiti-besprühten Straßen, genossen einen sagenhaften Blick vom Eureka Skydeck auf Melbourne bei Nacht und Johannes trank sogar seinen allerersten Kaffee!
Danach ging es Richtung der Great Ocean Road! Diese Straße ist eine der berühmtesten Straßen Australiens für Autotouren. Besonders für die Gegend sind die weichen Kalksteinklippen. Durch die Kraft der Meereswellen wird der Stein mit der Zeit abgetragen und es entstehen Bögen, welche nach langer Zeit durch Wasser und Witterung immer schmaler werden und zuletzt ins Wasser stürzen. Es entsteht eine Felsnadel, welche mit der Zeit an Größe verliert und letztlich nichts mehr übrig ist. 1990 stürzte beispielsweise der Doppelbogen der „London Bridge“ ein und hinterließ zwei Touristen auf der neu entstandenen Insel, welche anschließend mit einem Hubschrauber abgeholt werden mussten.
Unser erster Stopp war ein Strandspaziergang in der berühmten Surferhauptstadt Torquay, bei dem wir auch erste australische Surfer sehen konnten! Anschließend statteten wir der „Great Ocean Road Chocolaterie & Ice Creamery“ einen Besuch ab und nahmen an einer Schokoladenverkostung teil, bei der von Limetten-Zartbitterschokolade bis mit Schokolade überzogenen Erdbeeren alles dabei war. Danach haben wir uns natürlich noch eine Zartbitter-Eiskugel aus eigener Herstellung gegönnt und fuhren weiter; vorbei an weißen, breiten Sandstränden sowie durch farnbewachsenen Regenwald und ruhige, kleine Küstenorte.
Unser Highlight waren die Twelve Apostels im Port Campbell Nationalpark, welche zugleich auch die meistfotografierte Sehenswürdigkeit der Great Ocean Road ist. Wir besuchten die Apostels sowohl tagsüber bei bewölktem Himmel als auch bei Sonnenuntergang, bei dem sich uns ein traumhafter Anblick bot, welchen wir so schnell nicht wieder vergessen werden!
Die Twelve Apostels sind nicht zu zwölft und waren es auch nie. Von der Platform können sieben Felsnadeln ausgemacht werden; da Apostel nur im Dutzend auftreten, hat sich so wohl die Zahl zwölf in den Namen gemogelt. Nachdem die Sonne untergegangen war, kehrten hunderte Pinguine (laut Reiseführer ca. 1000) an den Strand zurück. Eine weitere Stunde später, als alle anderen Touristen gegangen waren, konnten wir die Pinguine laut schnattern und krakeelen hören. Was für ein Erlebnis!
Begeistert hat uns auch das Küstenstädtchen Port Fairy, welches ursprünglich im Jahr 1833 als Wal- und Robbenfangstation gegründet wurde. Die Atomsphäre der Stadt ist entspannt, es gibt alternative Cafés und kleine Bio-Läden. Dort unternahmen wir eine kleine Wanderung zu einem Leuchtturm.
Nach der Erkundung der Küste fuhren wir in den Grampians Nationalpark. Dort besuchten wir die Wasserfälle MacKenzie Falls und ein paar schöne Aussichtspunkte. Am nächsten Tag unternahmen wir eine große Wanderung zu den Pinnacles, zu denen hunderte Stufen bezwungen werden mussten. Der Ausblick am Ziel war wirklich spektakulär, wie ihr auf den Fotos sehen könnt!
Interessant war für uns der Besuch des Brambuk Kulturzentrums, in dem wir eine Menge über die heimische Kultur und Geschichte der Ureinwohner Australiens lernten. Hier gewannen wir auch erste Eindrücke in das dunkle Kapitel der Kolonialisierung Australiens:
Nachweislich leben die Ureinwohner seit mindestens 50 000 Jahren auf dem australischen Kontinent und gehören damit zu den ältesten noch lebenden Kulturen der Weltgeschichte. Als die ersten Europäer Australien entdeckten, bestand die Aborigine-Bevölkerung aus mindestens 300 verschiedenen Stämmen, die über den ganzen Kontinent verteilt waren. Sie wanderten innerhalb ihres Territoriums umher, um stets genügend essbare Pflanzen sammeln und Tiere (z. B. Emus und Kängurus) jagen zu können. Die Ankunft der Europäer brachte Krankheiten wie die Pocken mit sich und hatte zahlreiche Todesfälle der Ureinwohner zur Folge. Die Kolonialisierung Großbrittanniens führte dazu, dass sich die Europäer den größten Teil des Landes aneigneten, ohne dabei auf die Aborigines einzugehen. Es kam zu zahlreichen blutigen Kämpfen und Massakern. Nach einem Jahrhundert wurde die Bevölkerung der Ureinwohner um 90 % reduziert. Die Aborigines sollten sich an die Kultur der Weißen anpassen, ihnen wurden aber so gut wie keine Rechte zugeteilt. Von 1909 bis 1969 war es sogar offizielle Politik, ohne Zustimmung der Eltern und ohne Gerichtsbeschluss den Familien der Aborigine die Kinder zu entreißen, damit die Kultur und Bräuche nicht mehr an die nächste Generation weitergegeben werden konnten. Viele Kinder sahen ihre Eltern nie wieder und körperlicher Missbrauch in den Institutionen, in denen die Kinder untergebracht wurden, waren auch nicht selten.
Nach dem Grampians Nationalpark besuchten wir die Stadt Ballarat, welche buchstäblich auf Gold gebaut wurde, denn im Juni 1851 wurde das erste Gold des Bundesstaates Victoria 32 km nördlich von Ballarat gefunden. Tausende abenteuerlustige, hoffnungsvolle Männer und Frauen aus aller Welt begaben sich auf Schatzsuche und gründeten eine Siedlung aus Zelten im zukünftigen Ballarat. Mitte des 19. Jahrhunderts kam über ein Drittel des gesamten Goldes der Welt aus Victoria. Der Goldrausch führte zu Wohlstand und Bevölkerungswachstum in Victoria, das Straßen- und Eisenbahnnetz sowie die Städte wurden ausgebaut. In Zentral-Victoria wurde übrigens auch der größte Goldnugget aller Zeiten gefunden, welcher satte 72 kg auf die Waage brachte.
Anschließend fuhren wir entlang der Ostküste in Richtung Sydney, aber davon berichten wir euch im nächsten Blogbeitrag.
wow, wow, wow … war schon ganz gespannt auf Eure nächsten Eindrücke., mit Blick zum Detail.
Ich bin einfach nur begeistert und kann nur sagen … genießt es 🙂
Hat Johannes bisher keinen Kaffee getrunken ? Das kommt mir bekannt vor. Ich bin auch erst in meinen 30ern auf den Geschmack gekommen, nachdem ich Cappuccino und Co entdeckt habe 😉
Ich wünsche Euch weiter viele schöne Eindrücke und freu mich schon auf Euren nächsten Beitrag.
Klasse Fotos wie immer!! Macht weiter so 🙂
Liebe Grüße von Anne, Marek und Gustav
Vielen Dank, ihr Lieben 🙂
Liebe Grüße,
Svenja & Johannes
Auf den Sternenhimmel sind wir vielleicht neidisch! Wow.